18 - 05 - 2024
 

Salzach droht überzulaufen

Techn. Hilfe > Hochwasser
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Einsatzort Details

Tittmoning
Datum 02.06.2013
Alarmierungszeit 06:01 Uhr
Einsatzbeginn: 06:01 Uhr
Einsatzende 19:00 Uhr
Einsatzdauer 12 Std. 59 Min.
Alarmierungsart Funkmeldeempfänger und Sirene
Mannschaftsstärke 47
eingesetzte Kräfte

Feuerwehr Kirchheim
    Feuerwehr Kay
      Feuerwehr Törring
      Feuerwehr Tittmoning
        Hilfeleistung

        Einsatzbericht

        Alle 80 Feuerwehren im Einsatz - 1800 Floriansjünger im Dauereinsatz

        In 48 Stunden mehr als 1500 Einsätze und Hilfeersuchen bewältigt.

        Lkr. Traunstein. Die Pegel an Traun, Tiroler Achen und Salzach fallen und haben schon fast wieder Normalwerte erreicht, der Dauerregen hat aufgehört und am Montag (3.6.) blieb es in weiten Teilen des Landkreises zumindest für einige Stunden trocken und die Hochwassersituation entspannte sich von Stunde zu Stunde. Die Feuerwehren im Landkreis Traunstein und mit ihnen die vielen weiteren freiwilligen Helfer von Technischem Hilfswerk (THW), Bayerischem Roten Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Deutscher-Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), Wasserwacht und Bergwacht haben den Einsatzmarathon, ausgelöst durch das Jahrhunderthochwasser im Landkreis Traunstein, mit Bravour gemeistert. Alle 80 Freiwilligen Feuerwehren und Werkfeuerwehren waren seit Samstagabend (1.6.) im Einsatz. Rund 1800 Floriansjünger – alles Ehrenamtliche – bewältigten nach einer ersten Übersicht mehr als 1500 Einsätze. Eine genaue Bilanz gibt es noch nicht, zumal die Wehren auch in den nächsten Tagen noch mit Nach- und Aufräumungsarbeiten beschäftigt sein werden. Zum Vergleich: Im gesamten letzten Jahr wurden die Feuerwehren im Landkreis Traunstein 3260 Mal alarmiert.

        Schwerpunkte des Hochwasser-Großeinsatzes waren vor allem die Städte und Gemeinden entlang der Flüsse Traun, Tiroler Achen und Salzach und im Besonderen der südliche Landkreis Traunstein mit den Gemeinden Inzell, Siegsdorf, Ruhpolding und Reit im Winkl sowie alle Achental-Gemeinden. Der Pegel der Tiroler Achen hat mit 6,60 Metern den Höchstwert des Jahrhunderthochwassers von 2002 um 90 Zentimeter überschritten.

        Der Fluss trat vielerorts großflächig über die Ufer und bedrohte auch mehrere Wohnhäuser und Siedlungen. Im Achental mussten insgesamt rund 100 Menschen aus ihren Häusern evakuiert und in Sicherheit gebracht werden. Das Asylbewerberheim, an der Achenbrücke zwischen Grassau und Staudach wurde geräumt. Schnelleinsatzgruppen des Bayerischen Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdienstes betreuten die rund 50 Evakuierten in einer Behelfsunterkunft in der Schule in Grassau. Von der Tiroler Achen überspült wurde der Ortsteil Öd in Marquartstein. Rund 20 Personen aus sechs Häusern wurden evakuiert. In Raiten kam es zu Ausschwemmungen eines Damms, weshalb der untere Ortsteil ebenfalls evakuiert werden musste. Reit im Winkl und Schleching waren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten, weil alle Straßen wegen Überflutung gesperrt werden mussten.

         Unzählige Hilfeersuchen wegen überfluteter Keller, nicht mehr passierbarer und überschwemmter oder von ausgeschwemmtem Erdreich und Geröll verschmutzter Straßen hatten die Feuerwehren im südlichen Trauntal zu bewältigen. Das Einsatzaufkommen in Siegsdorf war so hoch, dass Kräfte des Technischen Hilfswerkes Traunreut und Traunstein und weiterer Feuerwehren, unter anderem aus Wonneberg und Nirnharting, zur Unterstützung angefordert werden mussten. Auch die Feuerwehren Ruhpolding, Eisenärzt und Inzell waren 48 Stunden pausenlos im Einsatz, unterstützt von den Wehren aus Hammer und Vogling. Dritter Brennpunkt des Hochwassers war der östliche Landkreis, vor allem die Stadt Tittmoning. Im Bereich zwischen Fridolfing und Pietling bestand die Gefahr eines Dammbruchs an der Götzinger Ache. Dort wurde in einzelnen Ortsteilen aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet. Doch weder in der Gemeinde Fridolfing, noch in der Stadt Tittmoning kam es zum gefürchteten Dachbruch. Das Hochwasser schwappte zwar an einigen Stellen über die Dammkrone, die durch Sandsack-Wälle verstärkt wurden, doch hinterliegende Bereiche blieben von einer Überflutung weitestgehend verschont.

         Auch in den Gemeinden, durch die keine Flüsse und Bäche fließen, waren die Feuerwehren vielfach im Dauereinsatz. Das Sperren überfluteter Straßen und Wege, das Auspumpen von Kellern, Garagen und Höfen, das Absichern bedrohter Gebäude durch Sandsackbarrieren, weil abschüssige Straßen zu reißenden Bachläufen wurden, das Sichern aufgeschwemmter Öltanks, die Reinigung verschmutzter Straßen waren nur einige der vielen Aufgaben der Floriansjünger. Und die wenigen Feuerwehren, die im eigenen Zuständigkeitsbereich weniger gefordert waren und freie Kapazitäten an Helfern und Material hatten, wurden zur Unterstützung in andere Einsatzbereiche beordert. So halfen zum Beispiel die Feuerwehren Waging und Petting in der Stadt Laufen aus, wo die örtliche Wehr mit dem Hochwasser an der Salzach alle Hände voll zu tun hatte und Unterstützung dankbar annahm.

         Ihre erste große Bewährungsprobe bei einem Katastropheneinsatz hatte die Integrierte Leitstelle Traunstein. Die Notrufzentrale war für das hohe Einsatzaufkommen bestens vorbereitet, gab alle Notrufe und Hilfeersuchen schnellstens an die Feuerwehren und Hilfsdienste weiter und die Einsatzunterstützung und Zusammenarbeit mit den Wehren und örtlichen Einsatzleitungen klappte hervorragend.

        Wie unvernünftig manche Zeitgenossen reagieren und sich damit nicht nur selbst sondern vor allem die freiwilligen Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen in Gefahr bringen, wurde im Laufe des Katastropheneinsatzes am Sonntagnachmittag deutlich. Ein Autofahrer forderte über Notruf Hilfe an, weil er mit seinem Fahrzeug auf einer überfluteten Straße fest hing. Den genauen Ort seiner Havarie konnte er nicht angeben, lediglich dass er sich im Bereich Übersee befindet. Die Feuerwehr Übersee entdeckte einen Porsche Cayenne und darin den, um Hilfe rufenden Fahrer auf der, wegen Überflutung gesperrten Staatstraße zwischen Übersee und Grabenstätt, auf Höhe der Eisenbahnunterführung. Dort überflutete der Rothgraben die Staatsstraße. Rasch herbeigerufene Kräfte der DLRG konnten den Fahrer aus seinem Fahrzeug retten und mit einer Unterkühlung, leicht verletzt, in Sicherheit bringen. Taucher der Wasserrettung sicherten das Fahrzeug und bargen es aus den Fluten. Die Missachtung der Straßensperrung und das Einfahren in den überfluteten Straßenabschnitt hätte nicht nur für den Porsche-Fahrer, sondern auch für die Rettungskräfte schlimme Folgen haben können.  

        Besondere Anerkennung für den ehrenamtlichen und unermüdlichen Einsatz der Floriansjünger zollte Kreisbrandrat Hans Gnadl. „Die Feuerwehrler leisteten hervorragende Arbeit, meisterten alle Einsatzanforderungen und halfen die Folgen des Hochwassers nach Möglichkeiten zu lindern.“ Gnadl sprach von einem „vorbildlichen Einsatz für alle, vom Hochwasser betroffenen Bürgern und praktiziertem bürgerschaftlichen Engagement.“ Viele waren mehr als 48 Stunden ohne Unterbrechung im Einsatz. Als sehr erfreulich bezeichnete der Kreisfeuerwehrchef die Tatsache, dass weder betroffene Bürger noch Einsatzkräfte zu Schaden kamen und alle Feuerwehrler von ihren Einsätzen wohlbehalten zu den Gerätehäusern zurückkehrten.

        Der Katastrophenfall wurde auch am Montag (3.6.) noch aufrecht erhalten. Im Laufe der Woche werden die Feuerwehren bei vielen weiteren Einsätzen zur Unterstützung von Aufräumungs- und Säuberungsarbeiten gebraucht.

        Text: Peter Volk

         

        sonstige Informationen

        Einsatzbilder